Deutsche Passion

Wer bei "Gedichten" reflexartig die Augen verdreht, sich grundsätzlich nur handfesten und praktischen Dingen widmet, aber doch den einen oder anderen Vers in Gedanken bei sich trägt, der greife zur "Deutschen Passion"! Hier tritt ein Dichter aus der Unverbindlichkeit subjektiver Eindrücke und Stimmungen heraus und redet Klartext, und zwar von Dingen, die uns angehn.

Wer den ersten Blick in diese Gedichtsammlung wirft, gewinnt leicht den Eindruck, hier rede eine Stimme aus längst vergangener Zeit, die von Bomben und Propaganda verschüttet ist. Aber dieser Schein trügt. Zwar liegen die Motive oft in der Vergangenheit, aber das Thema ist brandaktuell.

Die "Deutsche Passion" ist keine Elegie und kein Klagelied, erst recht keine Satire oder Parodie, sondern ein Schlachtruf - nicht nur metaphorisch, sondern ganz echt.

Mitten unter uns lebt ein Dichter, der dichtet wie Conrad Ferdinand Meyer in "Huttens letzten Tagen", nicht stilistisch ähnlich, sondern verwandt in der Klarheit der Position und der Deutlichkeit der Sprache. Das ist irre!

Georg Pfeiffer